Mit meinem Artikel möchte ich Privatkunden davor bewahren, sich hochwertige Baustoffe, Materialien und Immobilien durch den Einsatz von vermeintlich sehr preisgünstigen Arbeitskräften nachhaltig zu beschädigen. Dazu erst einmal eine einleitende Frage: Lassen Sie Ihren entzündeten Blinddarm durch eine ungelernte Reinigungskraft entfernen, die schon einmal in einer Klinik gejobbt hat, damit Sie vielleicht 500 Euro Krankenkassenbeitrag im Jahr sparen können ?
Okay, vielleicht ist dieser Vergleich ein bisschen weit hergeholt. Allerdings kam mir genau dieses Beispiel in den Sinn, als ich neulich zu einem Kunden auf dessen Baustelle gerufen wurde. Alles sei hier schief gelaufen, nichts hätte richtig funktioniert und überhaupt könne man mit „ihren Produkten gar nicht ordentlich arbeiten“, so der Kunde in seiner ersten Aufregung.
So ein Anruf erreicht mich öfter, also blieb ich zunächst einmal gelassen und fuhr dann so schnell es mir möglich war zu dem aufgeregten Kunden. Als ich vor dessen Haus eintraf sah ich dann als erstes ein neuwertiges Modell einer bekannten Sportwagenschmiede aus Zuffenhausen. Auch der Zweitwagen, den vermutlich die Frau fährt, stand hinter dem Hauptfahrzeug nicht weit zurück. So repräsentativ, wie es mit den Autos angefangen hatte, ging es in und um das Haus weiter. Okay dachte ich: “ Am letzten Cent wird es hier sicherlich nicht liegen.“
In diesem Moment riss mich dann schon der Hausherr aus meinen ersten Gedanken. Er war immer noch sehr aufgeregt, zeigte mir beiläufig seine wunderschöne Wohnanlage und führte mich dann zum Ort des Geschehens, wo sich meine Gelassenheit schnell legte. Hochwertige Materialien, die den Garten des Kunden zu einer Oase werden lassen sollten, waren durch eine sicherlich gut gemeinte, aber für mich augenscheinlich sehr schlechte Handwerksarbeit nahezu zerstört worden – und das in einem erheblichen Ausmaß. Hier brauchte ich keinen Dritten, brauchte keinen Gutachter und mein geschultes Auge sah sofort woran es gemangelt hatte.
Nach einigen angespannten Wortwechseln mit dem Bauausführenden vor Ort hat sich mein erster Verdacht dann relativ schnell bestätigt. Die Baufirma, wenn sie denn überhaupt eine richtige war, hatte noch nie zuvor mit diesen Materialien gearbeitet, irgendwelche Schulungen besucht oder sich anderweitig vorher darüber informiert. Aufgrund seiner langjährigen Erfahrung mit allen möglichen Tätigkeiten am Bau, meinte der unglückliche Verarbeiter einfach alles zu können und hat mal einfach so darauf los gearbeitet. Nach einiger „Einwirkzeit“ meiner Beurteilung vor Ort dämmerte es allen Beteiligten … hier sind nicht die Materialien das Problem, sondern deren Verarbeitung. Der Schaden war immens, konnte hier aber mit vereinten Kräften und erheblichen Kostenaufwendungen wieder zum Guten gewendet werden.
Die Ursache für viele Baumängel liegt im Sparzwang der Endverbraucher ! Dabei ist es auch nicht so, dass das Geld nicht vorhanden wäre. Vielen meinen nur, man könne gerade an der Bauausführung bedenkenlos sparen und möchten die vorhandene Liquidität lieber in andere Dinge investieren – nachvollziehbar, aber meistens falsch.
Wenn ich dann wieder auf dem Heimweg bin, drängt sich mir die Frage auf, woraus sich solche Umstände eigentlich entwickeln. Hier kann es wirklich nicht an den finanziellen Möglichkeiten des Kunden gelegen haben. Weder bei den Fahrzeugen, noch an anderen Stellen wurden Kompromisse gemacht. Dennoch finde ich diese Kombination immer wieder vor.
Man meint, mit Verarbeitern aus der dritten Reihe, die sich wahrscheinlich auch irgendwie gut verkaufen können, erheblich zu sparen. Das Gegenteil ist oft der Fall.
Wie können wir solche Probleme vermeiden ? Meine Ratschläge zur Findung geeigneter Baufirmen:
- Vergleichen Sie Angebote nicht nur über den Preis
- Erkundigen Sie sich, ob es sich um einen Fachbetrieb mit gelernten Arbeitskräften handelt
- Fragen Sie nach Zertifikaten und Vorkenntnissen
- Klären Sie, ob der Betrieb in der Verarbeitung von genau Ihren Baumaterialien versiert ist
- Ziehen Sie die Beratung der Hersteller von Baustoffen vor der Verarbeitung hinzu
- Hinterfragen Sie vermeintliche Schnäppchenangebote und analysieren Sie diese
- Schauen Sie sich Ihren zukünftigen Auftragnehmer genau an: Werkzeuge, Fahrzeuge, Ausstattung der Mitarbeiter, Auftreten des Chefs oder Vorarbeiters, Internetseite usw. ergeben ein Gesamtbild
- Fragen Sie nach Referenzen und sprechen Sie mit bisherigen Kunden
- Verschieben Sie Ihr Bauvorhaben, wenn Sie es sich momentan nicht zu einem vernünftigen Marktpreis leisten können, oder wollen
Fazit: Was nichts kostet, das ist auch nichts. Dieser einfache Satz gilt meistens auch am Bau und scheinbar günstige Angebote gehen fast immer zu Lasten der Qualität. Wenn Sie fünf Angebote für die gleiche Baumaßnahme bekommen, und ein Angebot 40% unter den anderen liegt … freuen Sie sich nicht …wundern Sie sich und vergleichen Sie nicht Äpfel mit Birnen.
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